Kakteen, die schönen großen, sind für mich die Verheißung von Sonne und Wärme. Daher war ich begeistert, dass unser Grundstück bereits einige der Exemplare des echten Feigenkaktus in stattlicher Größe und herrlich pinken Kaktusfeigen beherbergt.
Der Feigenkaktus ist eigentlich kein Portugiese und auch kein Mittelmeerbewohner, sondern ein Migrant aus Mittelamerika. Er kam im 17. Jahrhundert zu uns nach Europa. Mittlerweile gehört er wegen seiner Früchte und seiner freudig invasiven Lebensart zu den am meisten vorkommenden Kaktusarten im Mittelmeerraum.
Nicht nur für Campari oder Kosmetika haben Hersteller die auf dem Kaktus lebende rote Cochenille-Laus als Farbstoff benutzt. Entwarnung: mittlerweile ist Campari vegan ;-)
Der Feigenkaktus (Opuntia Ficus-indica) wird in der Naturheilkunde wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung geschätzt. Vor allem die Pflanzen mit den besonders rotesten Früchten, sollen die höchste Wirkkraft haben. Der Farbstoff Betanin ist hierbei der Held des Tages. Je mehr Betanin, desto besser die Wirkung.
Ich habe gelesen, dass der Feigenkaktus in Mexiko seit schlappen 9000 Jahren als Heil- und Gemüsepflanze genutzt wird.
In Spanien wird aus den Feigen Fruchtessig hergestellt, der zur Gewichtsreduktion eingesetzt wird. Labor-Tests haben nachgewiesen, dass die Blutfette drastisch gesenkt werden. Oha! Her mit der Flasche!
Für Männer im Speziellen hat der Kaktus noch mehr zu bieten: der Tee aus den Blütenblättern soll prostatastärkend wirken. Um eine Wirkung zu spüren, muss der Tee allerdings regelmäßig über drei Wochen getrunken werden. Nun, daran wird es wahrscheinlich bei den meisten Herren hapern…
Als „KaktusLeie“, war ich davon ausgegangen, dass ich mich lediglich vor den großen Stacheln in Acht nehmen muss. Mir war bekannt, dass wir die Früchte essen können (was wir schon in Marokko leidenschaftlich gemacht haben - allerdings gab es dort auf dem Markt eine gute Seele, die für uns die Kaktusfeigen bereit vorgeschält hat - jetzt weiß ich auch warum!). Auf YouTube habe ich eine Mexikanerin gesehen, die die frischen Stängelglieder (in der Fachsprache nennt man es nicht Blätter) als Gemüse zubereitet hat. Das werde ich definitiv ausprobieren, denn ich habe gehört, dass das Gemüse aus den jungen Blättern ebenfalls Blutfette senkt und antihyperglykämisch wirkt (Stichwort Diabetes Typ II). Das kann also nicht schaden ;-)
Und noch mehr: Man kann die Frischen Blätter aufschneiden und bei Sonnenbrand oder zur Wundheilung auflegen. Allerdings ist mir bei Sonnenbrand (den man eigentlich nicht haben sollte) unsere Aloe lieber. Sie stachelt nicht so sehr und übernimmt ebenfalls gerne diesen Job.
Freude also groß - Erntezeit da!
Nun, wir hätten uns mehr informieren sollen. Definitiv. Die kleinen pinken Biester, die so unschuldig auf den wehrhaften Stängeln/Blättern sitzen, sind selbst recht gut geschützt. Leider sieht man das nicht wirklich. Die Feigen haben hauchdünne winzige Stacheln, die sich in alles bohren, was sie berührt. Sie sind quasi unsichtbar und es ist eine Heidenarbeit sie mit der Pinzette aus der Haut zu bekommen, denn sie durchdringen selbst Gartenhandschuhe!
Obgleich wir die Früchte, so wie es angeraten wird, brav nach dem Pflücken direkt im Gras ein wenig hin und her gerollt haben, damit sie schon mal die meisten Stacheln abwerfen, sind noch genügen übrig geblieben um zwei Paar Handschuhe untragbar zu machen.
Viel zu spät habe ich gelesen, dass die Profis eine 2 Meter lange Stange benutzen, um die Feigen zu ernten, denn die scheinbar fröhlichen Früchtchen werfen bei Berührung die unsichtbaren feinen Stacheln mit Widerhaken ab. Ganz schön hinterhältig. Diese feinen Stacheln werden in der Luft verwirbelt und können so bis zu einem Meter weit fliegen und ihre unwilligen Opfer finden. Das kann zu Haut- und Augenentzündungen führen.
An die Zubereitung der Stängel/Blätter habe ich mich noch nicht herangewagt. Das gehe ich wohl erst im März an. Gut Ding braucht Weile.
Ich muss also gestehen, ich habe derzeit mixed feelings den Kakteen gegenüber.
Ich denke, ich werde es trotzdem noch ein paar Mal versuchen die Feigen ernten. So schnell können die mich nicht verjagen. Ich werde mir neue Handschuhe kaufen und eine Stange basteln. Kann doch nicht so schwer sein…
Ich werde auch versuchen die Feigen zu entsaften. Aber nicht heute. Ich brauche jetzt ein wenig Abstand von meiner Beziehung zu den Kakteen.
Geschrieben in der ersten Woche Januar 2019. Da wir noch kein W-Lan auf Rocio haben, konnte ich es nicht direkt hochladen.
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